Shiften und Fujifilm
Meine Leser wissen es: ich fotografiere sehr gerne und fast ausschließlich mit der X-Serie von Fujifilm. Derzeit nutze ich die X-T3, die X-T2 und neuerdings auch die X-Pro3 in meiner beruflichen Fotografie genauso wie auch bei meinen privaten Herumstreunereien und freien Fotoprojekten. Inzwischen ist das native Objektivangebot auch sehr weit ausgebaut, so dass diesbezüglich fast keine Wünsche offen bleiben.
Fast, denn eine Lücke im Sortiment gibt es (für mich) noch: Fujifilm hat bisher leider kein Tilt-/Shift-Objektiv herausgebracht. Das ist zugegebenermaßen schon eine ziemlich spezielle Sache, nichtsdestotrotz etwas, was man manchmal sehr gut gebrauchen kann. Gerade in meinen freien Arbeiten fotografiere ich viele „Orte“ und urbane Szenen, bei denen ich mir die Anmutung einer Fachkamera-Aufnahme wünsche bzw. einfach gerade Linien schon bei der Aufnahme.
Ausgangspunkte
Bisher gab es nur die Möglichkeit, Shift-Objektive z.B. von Canon zu adaptieren. Das funktioniert zwar mit einigen Klimmzügen, aber diese voluminösen Gerätschaften werden den handlichen Kameras von Fujifilm nicht gerecht, und da ich meine Streifzüge auch weiterhin mit leichtem Gepäck per Pedes und mit dem Fahrrad durchführen möchte, kamen sie für mich nicht in Frage. Also habe ich diese Bilder mit ganz normalen Fujinons gemacht und stürzende Linien mittels Software entzerrt. Geht meistens auch, ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei, macht weniger Spaß und ist fotografisch nicht wirklich befriedigend.
Die Lösung
Den Motivationsschub meiner frisch eingetroffenen Fujifilm X-Pro3 nutzend habe ich mich daher noch einmal an das Thema gemacht und dank eines Tipps im Fujifilm-Forum eine Lösung gefunden, die in vielen Situationen sehr gut funktioniert.
Natürlich bin ich meiner Prämisse gefolgt, dass die Shift-Lösung nicht übermäßig groß werden sollte, sondern auch an einer X-Pro noch gut, handlich und „passend“ wirken sollte. Ich fotografiere auch mit einem Shift aus der Hand und habe keine Lust, unnötig Klobiges mit mir herumzuschleppen.
Daher hat sich nachfolgende Kombination sehr gut bewährt:
Man nehme z.B. eine Fujifilm X-Pro3, montiere darauf einen Kipon Shift-Adapter (Kipon Shift NIK-FX {Affiliate-Link}) und ersteigere dazu ein manuelles Nikkor 20mm/3.5 (AIS). Diese Kombination ist schmaler und kürzer als z.B. ein 10-24mm und bringt es immerhin auf 30mm Brennweite (KB-äquivalent).
Im maximal nach oben geschifteten „Zustand“ sieht die Kombination wie folgt aus:
Das Objektiv ist erstaunlich gut, erreicht nicht ganz die Brillanz und Detailschärfe eines modernen Fujinons, lässt sich aber im Raw-Konverter in diese Richtung trimmen. Für großformatige Drucke, Buchveröffentlichungen oder ähnlich anspruchsvolle Projekte absolut nutzbar.
Fotografiert man Kachelwände damit, ergibt sich eine leichte kissenförmige Verzeichnung, aber im normalen Leben fällt das nur selten auf, so dass man hier meistens nicht nachkorrigieren muss. Ein paar chromatische Aberrationen und violette Farbsäume gibt es auch – das lässt sich aber ganz gut korrigieren und stört mich nicht weiter. Erfahrungen mit krassem Gegenlicht und heftigen Spitzlichtern habe ich mangels Wetter allerdings noch nicht machen können. Hier stehen noch entsprechende Bilder aus.
Der Adapter von Kipon ist hochwertig konstruiert, erlaubt nur das Shiften (kein Tilt) und lässt sich in alle Richtungen drehen, so dass auch Hochformat-Aufnahmen bzw. seitliches Shiften möglich sind oder man die Einstellung „nach oben geshiftet“ mit einer schnellen Drehbewegung in eine „nach unten geshiftet“ umwandeln kann.
Da ich mit diesem Objektiv auch schnellere Street-ähnliche Bilder mache, ist mir der Schneckengang der Verstellschraube eigentlich zu langsam, hier muss man ganz schön kurbeln, ehe man von z.B. 3 mm auf 7 mm kommt. Da werde ich mich noch daran gewöhnen müssen. Wichtig ist auch, den Adapter exakt auf den Rote-Punkt-Markierungen an der Kamera anzusetzen, nur dann rastet er sicher ins Bajonett ein (sonst lässt er sich zwar auch befestigen, aber ohne die Einrastung).
Ich sehr glücklich über diese Lösung, komme zumindest in meinen Anwendungsbereichen mit der Brennweite meist klar, freue mich darüber, jetzt bereits beim Fotografieren das „richtige“ Bild zu sehen und finde es auch irgendwie schön, mit einem klassischen Nikkor aus der guten alten Zeit (80er Jahre) zu fotografieren. Dieses Vergnügen hatte ich bisher noch nie…
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