Worauf es ankommt: Plädoyer fürs Bildermachen

Wann immer in der Kameratechnik besonders viel oder besonders Interessantes passiert, laufen die Drähte heiß: seit Donnerstag, 7.00 Uhr, ist bei Fujifilm die Katze aus dem Sack und wir Fotoenthusiasten wissen nun, wie sich die neue Kamera aus dem Hause Fujifilm darstellt: die XT-2 hat zumindest auf dem Papier und auf dem Bildschirm das Licht der Welt erblickt.

In den Foren, auf den Blogs – ja, auch bei mir – wird nun intensiv diskutiert: über die neuen Specs und Leistunsmerkmale, über Speed und Präzision, über frames per second, über den Chip und über all die tollen Features, die die neue Kamera mitbringt.

Ich durfte die Kamera ja schon eine Weile ausprobieren und war natürlich auch auf das Echo der Fotografierenden gespannt: auf Lob und Tadel, Zustimmung, Kritik und Verbesserungswünsche.

Da schlagen die Wogen manchmal hoch und gelegentlich verirrt man sich in den Untiefen technischer Details, die völlig übersteigerte Dimensionen anzunehmen scheinen.

Ich hatte in den letzten Monaten ja das Glück, dass gleich zwei brandneue Fujifilm-Kameras den Weg in meine Fototasche gefunden haben: die X-Pro2 und die XT-2. Und jedesmal ging es mir durchaus auch so: ich war mehr als heiß auf die angekündigte Lieferung, ich verfluchte den Nachbarn, der die Päckchen nicht entgegengenommen hat und düste eine Stunde vor der Zeit zum örtlichen UPS-Stützpunkt, in der Hoffnung, dass das Paket vielleicht doch schon da sei (es war! 🙂 ). Und so weiter.

Und dann befingert man das neue gute Stück ausgiebig, probiert ein paar Sachen aus, versucht die Geschwindigkeit des AF zu testen und das Verhalten bei schummrigem Licht, man peept auf die Pixel und erfreut sich an den technischen Neuerungen. Man genießt die Lernkurve einer etwas anderen Bedienung und ist begeistert über Fortschritt und Technik und notiert hier und da auch einen Verbesserungsvorschlag.

Aber dann kommt irgendwann der Moment der Wahrheit und der Besinnung, und man stellt fest, dass das alles nicht die Essenz der ganzen Angelegenheit ist – es geht ja eigentlich nicht um technische Features, es geht letztlich einzig und allein um Bilder – Fotografien! –, die es wert sind, gemacht zu werden.

Die Focus-Prüfung und Rausch- und Speedtests – alles nett, erkenntnisreich und interessant.

Aber nur sehr bedingt von Belang, wenn es um die Frage geht, ob man gerade ein gutes Foto gemacht hat oder nicht.

In diesem Sinne – so sehr ich die Neugier, die Ungeduld oder auch Enttäuschungen verstehen kann: egal, was ihr gerade an Kameratechnik habt, egal, was ihr Euch wünscht oder demnächst erst nutzen werdet – kümmert Euch schon heute um die Fotografie.

Bilder entstehen mit der Hilfe von Kameras, und Kameras sind natürlich wichtige Werkzeuge. Aber Bilder entstehen vor allem im Kopf. Sie sind das Ergebnis von Wissbegier, Neugierde, Gefühl. Sie sind Ausdruck von Emotionen, Visionen, Wünschen, Neurosen oder Leidenschaften.

Dafür braucht man auch eine Kamera und Objektive: ja, natürlich

Und wenn die neuen Fujifilm-Flaggschiffe hier besonders gute Unterstützung bieten: dann ist das super.

Entscheidend aber bleiben: Inhalt, Ausdruck, Wundern.

Die Welt ist voll davon, und Sensationen findet man nicht erst in der Südsee. In Eurer unmittelbaren Nachbarschaft, im Hinterhof schräg gegenüber, im Freundeskreis, in der eigenen Familie, in den Beziehungen zum eigenen Umfeld: hier gibt es überall wunderbare Geschichten mit Bildern zu erzählen. Sie sind es wert, aufgezeichnet zu werden, aufgehoben, verdichtet und präsentiert zu werden.

Und wenn man sich auf den Weg macht, stellt man sehr schnell fest, dass die eigentlichen Schwierigkeiten nicht in der Kameratechnik liegen oder von ihr gelöst werden. Für die guten Bilder braucht man Können, Wissen, Geduld. Viel Arbeit. Viel Nachdenken, viel Emotion. Ehrlichkeit zu sich selbst und zu den anderen. Hingabe an ein Thema, menschliche und kommunikative Fähigkeiten. Und immer wieder: Dranbleiben und weiter machen. Sich inspirieren lassen. Und einen eigenen Weg finden.

Das alles bietet die wunderbare Kunst der Fotografie, für die es nun zwei neue außerordentlich attraktive Werkzeuge gibt.

Also los und anfangen und die Herausforderungen suchen!
Ich wünsche Euch ganz viel Freude und Erfolg dabei.

Viele Grüße
Christian


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Autor dieses Beitrages ist Christian Ahrens. Schwerpunkte seiner Arbeit als professioneller Fotograf sind die Themen Industrie, Technologie, Arbeit sowie Medienprojekte zum Thema Personalmarketing und Employer Branding. Der Industriefotograf bildet zusammen mit Silvia Steinbach das erfolgreiche Fotografenteam  „Ahrens+Steinbach Projekte – Zukunft fotografieren“.

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