X-Pro2-Projekt (11): Do the Job!
Gestern war es endgültig soweit: ich hatte mir fest vorgenommen, die X-Pro2 bei einer Fotoproduktion als Hauptkamera einzusetzen. Geplant war ein halber Tag, es stand eine Bildproduktion in einem Unternehmen an, das sich mit Reparatur, Wartung und Neuaufbau von industriellen Großmotoren befasst. Wir hatten bereits zwei volle Tage dort fotografiert, gestern sollten dann noch einige fehlende Motive ergänzt werden.
Obwohl ich in den letzten Tagen und Wochen die Kamera praktisch jeden Tag in den Händen hatte und sie bei zwei Fotoproduktionen auch schon mal versuchsweise bzw. als making-of-Kamera eingesetzt hatte: Die Aussicht, mit der neuen Hardware den Job vollgültig zu fotografieren, machte mich durchaus nervös. Bei einer kommerziellen Fotoproduktion gilt: es darf unter keinen Umständen irgendetwas schief gehen. Die Bilder müssen gut werden, sie müssen scharf sein, es müssen alle Daten zuverlässig gespeichert werden usw. usf. Mein Anspruch: ich liefere immer und ich liefere immer zur vollsten Zufriedenheit meines Kunden. Entschuldigungen – Gründe – Ausreden (oder was auch immer) will ich einfach nie nachträglich dem Kunden gegenüber kommunizieren müssen. Die Leistung muss stimmen, und der Fotograf ist ein Problemlöser und kein Problemmacher! 🙂
Daher hat jeder Fotograf, denke ich, ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken. Er setzt auf bewährte Technik, vielfach erprobte Kameraeinstellungen, Qualitätsprodukte, doppelte Absicherungen u.ä. Bewegt man sich mit neuen Geräten, neuen Einstellungen oder Workflows außerhalb der Komfortzone, macht das unruhig. So erging es mir dann auch: In der Nacht davor habe ich sogar davon geträumt, wie ich mit der neuen Kamera agiere. Soweit ich mich erinnere, ging aber doch alles gut….
Also: ich wollte es jetzt wissen, und da beim gestrigen Kundenprojekt entspanntes Arbeiten ohne großen Zeitdruck möglich war, war es genau die richtige Produktion für mein Wagnis.
Vorbereitungen
Die Kamera hatte ich mit einer 64 GB-Karte von Sandisk und einer 32 GB WiFi-Karte von Transcent bestückt. 32 GB reichen normalerweise völlig aus, auch wenn man, wie ich, RAW und JPG parallel aufzeichnet. Um meinem Sicherheitsbedürfnis Genüge zu tun, war die Datenaufzeichnung als „Backup“ eingerichtet, d.h. JPG und RAW-Dateien werden parallel auf beide Karten kopiert. Bei den JPG-Einstellungen hatte ich mich für die 12 Megapixel-Größe („M“) entschieden, bei stärkerer Kompression (Bildqualität „N“). Mit dieser Einstellung sendet die Transcent Karte zwar durchaus gemächlich, aber wie ich hoffte, dennoch in praktikabler Geschwindigkeit an das iPad. Auch in dieser Konfiguration liegt ein Sicherheitsversprechen für mich: die JPG auf dem iPad stellen eine weitere Kopie dar, und die 12 MP sind so groß, dass sie im Ernstfall genutzt werden könnten. Man weiß ja nie – nur für den Fall, dass sich die Kamera nach der Produktion selbst zerstört, von Alpha-Strahlen aus dem Weltall getroffen wird oder von Fuji-begeisterten Gangstern gestohlen wird…
Wie ich die Fn-Tastenbelegungen gelöst habe, habe ich ja bereits ausführlich in einem eigenen Blogbeitrag beschrieben.
Ein wichtiger Punkt war für mich noch die Einstellung von Sucher/Display. Da es zu meinen festen Gewohnheiten gehört, alle Bilder kontinuierlich auf das iPad zu streamen, muss die Kamera während der Fotoproduktion praktisch immer laufen. Ich hatte mir daher vorgenommen den View Modus auf „Nur Bildsucher + Augensensor“ einzustellen. D.h. die Kamera liefert nur dann ein elektronisches Bild, wenn das Auge auch am Sucher ist. Da ich im Vorfeld so einiges gelesen habe über den Energiehunger der X-Pro2 bzw. über die Laufzeit des Akkus schien mir dies die energieschonendste Einstellung zu sein. Auf die „Hochleistung“ der Kamera (einstellbar unter „Power-Management“) wollte ich zudem nicht verzichten.
Ernstfall
OK, wir sind also vor Ort, haben die Sicherheitsleute erfolgreich passiert, den Kunden aufgesucht und die erste Location vereinbart. Hier ging es um Reparaturarbeiten an einem sehr großen Motor, der mit neuen Bauteilen bestückt wurde. Es war schon ein komisches Gefühl, eine so „kleine Kamera“ bei einem Job in die Hand zu nehmen… Es hat sich aber niemand beschwert, die Autorität des Fotografen war jedenfalls zu keinem Zeitpunkt in Gefahr…. 🙂
Also: das iPad anwerfen, die Verbindung zur Wifi-Karte aufbauen (das WLAN-Modul der Kamera kann ja leider (noch) nicht permanent Bilder streamen), einen ersten Entwurf vom Lichtsetting aufstellen und eintesten. Alles nach bewährtem Ablauf. Irgendwann ist es dann soweit, und die ersten „richtigen“ Bilder werden geschossen. In dem Fall mit dem Weitwinkel 10-24mm und einem aufwändigen Lichtsetup, bestehend aus 3 Handblitzen, einer LED-Lichterkette und einem der „großen“ Blitze, die mit ungefähr 400 Wattsekunden in den Hallenhintergrund ballerten und dort einen schönen Farbton etablierten (siehe erstes Bild in der untenstehenden Galerie).
Das alles ging völlig problemlos: die Kamera stellte zuverlässig scharf, die JPG sahen auch bei 2000 bis 2500 ISO noch sehr gut aus, meine neuen Sender und Blitze arbeiteten alle einwandfrei und zuverlässig – obwohl Canon-spezifiziert funktionierten sie nach den hier beschriebenen Modifikationen auch an der Fujifilm ohne Klagen. Große Erkenntnis dieser ersten Stunde: man kann mit der X-Pro2 fotografieren! Wow! Auch als Profi, auch im Produktionsalltag, auch unter Lieferbedingungen! Geht ganz leicht – und wiegt viel weniger.
Ermutigt durch diesen ersten Erfolg bin ich dann einfach dabei geblieben und habe alle Motive des Tages mit der Fujifilm X-Pro2 erfolgreich und mit guten Ergebnissen fotografiert.
Also alles super und easy und no problem? Vielleicht doch nicht ganz. Nachfolgend komprimiert zusammengefasst Beobachtungen, Bedienungsfehler und Bewertungen aus diesem Tag:
- Was meine ursprünglich größte Sorge war, ist keine mehr: die AF-Performance ist wirklich ausgezeichnet und für meine Art der Fotografie mehr als angemessen – ich hatte praktisch keine Fehlfokussierungen, außer bei 2-3 Bildern, aber da habe ich schlicht und ergreifend daneben geschossen. Ein herausragendes Ergebnis
- Produktionsbeginn war um 9.00 Uhr. Um halb zehn haben wir vielleicht das erste Foto gemacht. Um 14.30 Uhr hatte ich schon den dritten Akku in der Kamera. Oha. Das ist eine Umstellung gegenüber der Spiegelreflex, da kann ich mit einem Akku zwei Tage durchfotografieren.
- Sehr genossen habe ich die Möglichkeit, in allen relevanten Bereichen des Bildausschnittes einen Fokuspunkt setzen zu können. Das ist einfach wunderbar entspannend. Mir ist zwar bekannt, dass in den äußeren Bereichen die Performance nicht so hoch ist wie im Zentrum, aber „gefühlt“ habe ich den Unterschied nicht.
- Mindestens einmal ist es mir passiert, dass ich den elektronischen Sucher entgegen meiner Absicht so eingestellt habe, dass er kontinuierlich durchlief, auch wenn ich die Kamera nicht am Auge hatte. Klarer Bedienungsfehler meinerseits, der aber eine Menge Energie gekostet haben dürfte. Die Kamera wurde zudem sehr warm. Etwas, worauf ich in Zukunft sehr genau achten werde.
- Die etwas hakelige ISO-Einstellung „am Rad“ hat mich in der Praxis kaum gestört. Was mir aber einige Male passiert ist, war das versehentliche Umstellen der Belichtungszeit. Dabei habe ich, glaube ich, nicht das Zeitenrad gedreht, sondern bin vermutlich irgendwie an das Einstellrädchen gekommen, mit dessen Hilfe man die Zeiten fein-einstellen kann. Wie auch immer: hin und wieder tauchten dann auf einmal Auslösezeiten von 1/320 auf, was beim Arbeiten mit Blitz uncool ist. Hier müssen meine Hände noch etwas lernen und achtsamer auf der Kamera werden, um diese Fehlerquelle in Zukunft zu vermeiden.
Soweit erstmal meine Beobachtungen vom ersten richtigen Einsatz. Mein Fazit: meine Achtung vor der Kamera ist weiter gestiegen, ich habe mit richtig Spaß und Freude damit einen ersten Job erfolgreich umgesetzt. Cool ist die „Leichtigkeit des Fotografierens“, die sich für mich derzeit besonders im geringen Gewicht der Hardware und im genialen Sucher mit all den vielen schönen Fokusfeldern ausdrückt. Ich freue mich schon auf kommende Woche und auf die anstehenden Jobs. In Bebra werden wir die Ausbildung bei der Fa. Strabag fotografieren und in der Porzellanmanufaktur Meißen Berufsbilder mit Azubis umsetzen, die dort außergewöhnliche und seltene Berufe erlernen. Die Fujifilm X-Pro2 wird dabei sein.
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Dass sich im Manual Mode die Belichtung versehentlich verstellen lässt, ist leider ein Ärgernis das Fuji Kameras seit Jahren kennen. Auch bei der Fuji X100T hatte ich dieses Problem. Also Profi fotografiert man ja gerade deswegen im Manual Mode damit die Belichtung garantiert konstant ist. Das vordere und hintere Command Dial an der Fuji X-Pro2 müsste sich temporär locken oder für den Manual Mode komplett deaktivieren lassen. Die Drittelstufen der Verschlusszeiten liessen sich intuitiver per Belichtungskorrekturrad einstellen. Was auch helfen würde die Arbeitsweise im Manual Mode der Arbeitsweise im Automaktik Mode anzugleichen.
Dass sich im Manual Mode die Belichtung versehentlich verstellen lässt, ist leider ein Ärgernis das Fuji Kameras seit Jahren kennen. Auch bei der Fuji X100T hatte ich dieses Problem. Also Profi fotografiert man ja gerade deswegen im Manual Mode damit die Belichtung garantiert konstant ist. Das vordere und hintere Command Dial an der Fuji X-Pro2 müsste sich temporär locken oder für den Manual Mode komplett deaktivieren lassen. Die Drittelstufen der Verschlusszeiten liessen sich intuitiver per Belichtungskorrekturrad einstellen. Was auch helfen würde die Arbeitsweise im Manual Mode der Arbeitsweise im Automaktik Mode anzugleichen.