Gert Wagner: Beruf Fotograf

Leider ist dieses Buch nicht mehr im Handel, sondern nur noch antiquarisch erhältlich – man findet aber meist ein Exemplar bei Amazon bei den gebrauchten Büchern.

Gert Wagners Buch gehört meiner Ansicht nach ins Regal – oder besser noch auf den Nachttisch – jedes Fotografen, egal ob Profi oder Amateuer. Für mich persönlich war das Buch ein wichtiger Wegweiser und hat meinen Weg in die Industrie- und Technologie-Fotografie maßgeblich bestimmt. Jahre später, nachdem ich das Buch mehr als einmal gelesen habe, bin ich Gert Wagner persönlich begegnet. Aus dieser Begegnung entstand eine kollegiale Beziehung, professionelle Zusammenarbeit und eine Freundschaft. Damals hat mir Gert eine Widmung in mein Buchexemplar geschrieben – und der bin ich gefolgt. Das war ein guter Weg und eine durch und durch richtige Entscheidung.

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Kurzweilige und gewinnbringende Lektüre

Gert Wagner gruppiert seine Geschichten geschickt um den jeweilige thematischen Schwerpunkt und erzählt mit leichter Hand: Wie er auf einer Windjammer fast seine ganze Kamerausrüstung verlor und dennoch zu mitreißenden Bildern kam. Mit welchen Tricks er Flugaufnahmen in der Arktis realisierte oder wie man im eigentlich sonnenverwöhnten Kalifornien trotz Dauerregen und tristem Himmel ein aufregend-sommerliches Kalenderfoto gestaltet. Das ist unterhaltsam zu lesen, das weckt Abenteuer- und Fotografierlust – und es zeigt vor allem auch, wie es ist, wenn man unter dem Druck von Produktionen steht und Erwartungen von Redaktionen oder Marketingabteilungen zu erfüllen hat. Der Fotograf ist irgendwo da draußen unterwegs, oft ganz auf sich allein gestellt, und muss unter allen Umständen verwertbare Ergebnisse produzieren, um seine Auftraggeber zufrieden zu stellen.

Jedes Kapitel wird ergänzt um einen Anhang. Hier beleuchtet Gert Wagner technische Hintergründe, Lösungen und Zusammenhänge. Eine knappe Quintessenz an Tipps und Lehren, die der Autor aus den geschilderten Situationen gezogen hat und an die nächste Generation von Fotografen weitergibt. Das ist überhaupt eines der Stärken dieses Buches: es ist (fast) zeitlos, die Geschichten und Anekdoten thematisieren grundlegende Aspekte der Auftragsfotografie und sind daher auch über den Moment hinaus gültig.

Fazit

Wer sich für die Realität in der professionellen Fotografie interessiert, wer selber fotografiert und etwas erfahren möchte von einem Fotografen, der auf hohem Niveau national und international für führende Zeitschriften, Werbeagenturen und Unternehmen fotografiert hat, bekommt mit diesem Buch einen Schatz von Erfahrungen, einen Einblick in die Berufsfotografie und viele Blicke über die Schulter eines Profis. Weitab von den vielen Fotografie-Banalitäten des deutschen Buchmarktes ist dieses Werk für den angehenden Praktiker und den ehrgeizigen Lichtbildner ein echter Solitär im Angebot. Lassen Sie sich von den Geschichten faszinieren, von dem Vorbild anregen, von den Lehren inspirieren und machen Sie sich die Haltung des Autors zu eigen: nie aufgeben, immer das Bestmögliche versuchen, an Grenzen gehen und sie auch einmal überschreiten – dann verbessern sich auch die Bildergebnisse. Ganz egal, ob diese im Selbst- oder im Fremdauftrag erbracht werden.

 

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